Christlich-islamisches Friedensgebet für verfolgte religiöse Minderheiten

Christlich-islamisches Friedensgebet für verfolgte religiöse Minderheiten

Über unser Friedensgebet in der Altkatholischen Kirche für verfolgte religiöse Minderheiten in aller Welt berichtete Veit Schäfer in einer Publikation der altkatholischen Kirche:

Karlsruhe
Wenn Muslime für verfolgte Christen beten …

und umgekehrt, ist das ein schönes, bedeutsames Zeichen für das gedeihliche Miteinander von Angehörigen der beiden großen Religionen! So geschehen in der alt-katholischen Kirche am Ökumeneplatz in Karlsruhe. Die Christlich-Islamische Gesellschaft Karlsruhe (CIGK) hatte zum gemeinsamen Friedensgebet unter dem Motto „Solidarisch mit verfolgten religiösen Minderheiten“ eingeladen. Dazu waren an die 50 Menschen aus beiden Religionsgemeinschaften erschienen. Das Motto bezieht sich auf das Leitwort „Solidarisch?“ der diesjährigen Friedensdekade. Der Gottesdienst unter Leitung der islamischen CIGK-Vorsitzenden Ingeborg Schmitt-Hiba und des evangelischen Pfarrers Abrecht Fitterer-Pfeiffer war so angelegt, dass jeweils die Vertreter einer Religion Beispiele für die Verfolgung ihrer Glaubensgenossen benannten und die Vertreter der anderen Religion für die wegen ihres Glaubens Verfolgten Fürbittgebete sprachen. So wurde der kleinen christlichen Minderheit in Vietnam gedacht, die schwerwiegenden Benachteiligungen und Verdächtigungen von Seiten des Staates ausgesetzt ist und ihre Religion nicht frei ausüben darf. Mit Texten aus dem Koran, welche die gerechte Behandlung auch nichtmuslimischer Menschen verlangen, und dem Gebet um Schutz und Freiheit für die vietnamesischen Christen drückten die anwesenden Muslime ihre Solidarität aus. Die Muslime brachten die Verfolgung der Angehörigen der muslimischen Minderheiten in Myanmar zur Sprache, welchen die staatsbürgerlichen Rechte streitig gemacht werden und die teils gewaltsam aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertrieben wurden. Für sie traten die anwesenden Christen mit biblischen Texten und Gebeten ein. Beklagt wurde von christlicher Seite die Situation von Christen in Bosnien, auch das Verbot der Religionsausübung für Nichtmuslime in Saudi-Arabien. Die Muslime klagen eine islamfeindliche Propaganda von islamfeindlichen Gruppierungen in Deutschland an, die sich in Anzeigen gegen die Verteilung des Korans und volksverhetzend äußerten. Auch berufliche Nachteile für muslimische Frauen, die Kopftuch tragen wollen, kamen zur Sprache. Die Christen antworteten darauf mit der Gebetsbitte um aufrichtige Anerkennung der Muslime als Mitbürger und um ein gutes Leben in der deutschen Gesellschaft. Um Frieden und Versöhnung von Muslimen und Christen in Nigeria beteten beide Seiten. Der Religionskonflikt in dem afrikanischen Land forderte in den letzten Jahren mehrere Tausend Tote in beiden Religionsgemeinschaften. Die islamische Bewegung Boko Haram tut sich dabei besonders hervor mit dem Verlangen, das islamische Recht der Scharia für ganz Nigeria einzuführen. Mit einem gemeinsam gesprochenen Vaterunser, einem islamischen Lobpreis Gottes und einem Segensgebet aus der hebräischen Bibel endete der von Musikstücken umrahmte Gebetsgottesdienst.

Veit Schäfer

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