Grußwort zu Ostern

Grußwort zu Ostern

Liebe christliche Mitglieder und Freunde der CIG,

in diesem Jahr, in dem Muslime gerade Halbzeit im Ramadan haben, gedenken Christen am Ende ihrer Fastenzeit des Todes Jesu. Und während für Muslime der Ramadan weitergeht und sie das Fest erst in 2 Wochen erfreut, feiern Christen an Ostern die Auferstehung Jesu.
Alle Menschen können es nachempfinden, wenn nach einer Zeit der Trauer und völliger Verzweiflung wieder Hoffnung keimt und die Dunkelheit ein Ende nimmt.
Dieses Jahr habe ich Fotos vom Gethsemane-Gottesdienst gesehen und nachgelesen, was dieser Gottesdienst am Gründonnerstag bedeutet. Wenn man sich intensiv mit diesem Teil des christlichen Glaubens beschäftigt, dann kann das jeder Mensch nachempfinden: Jesus betet in Gethsemane in Todesangst zu Gott, er wird verraten, gefangengenommen und hingerichtet. Alles Hoffen nutzt nichts. Danach ist nur noch Verzweiflung, Leere und Hoffnungslosigkeit. Aller Halt, den man sonst in der Welt hatte, ist zunichte gemacht. Wie soll es weitergehen? Es kann eigentlich gar nicht weitergehen, alles ist zu Ende.
Der Gottesdienst am Gründonnerstag weist schon darauf hin: Es wird ein Abschied werden und er wird endgültig sein. Wie ich das verstanden habe, gibt es an dem Tag auch keine Predigt. Und kein Orgelspiel. Man sieht auf den Fotos die leeren Tische. Es ist alles vorbei. Nach dem Gottesdienst gehen die Menschen nach Hause, still und in sich gekehrt. Jeder ist mit seinen Gedanken allein. Das kann entsetzlich sein.
Aber dann, am Ostersonntag ist die Hoffnungslosigkeit vorbei. Es ist wieder Hoffnung da und Licht. Und Zukunft. Gott lässt nicht alles für immer im Dunklen. Gott ist die Hoffnung und das Licht. Es ist völlig menschlich, zu verzweifeln und zu trauern. Ohne den Glauben an irgendwas kann sich jedoch niemand aufrichten. Und für die Gläubigen, egal welcher Richtung, ist es Gott, der diese Hoffnung ist und sie auch gibt. Trauer muss man zulassen, Verzweiflung und Mutlosigkeit und Angst muss man zulassen, sonst wären wir keine Menschen. Aber danach geht es weiter, mit neuer Hoffnung und neuem Mut.
Lassen wir uns darauf ein, allein zu sein, mutlos und angstvoll und zutiefst verzweifelt. Aber lassen wir es auch zu, dass es danach wieder schöne Gefühle und schöne Wege gibt.
Ich wünsche Ihnen und euch allen ein schönes Osterfest.
 
Ingeborg Schmitt-Hiba